Haltern am See. Die Europäische Zentralbank hat angekündigt, den Leitzins schrittweise wieder anzuheben. Was bedeutet das für die Verwahrentgelte auf Sparguthaben in Haltern?
Die Sparda Bank West ist vorgeprescht: Sie wird das Verwahrentgelt auf Girokonten und den Negativzins auf Tagesgeldkonten ab dem 1. Juli 2022 auf 0,0 Prozent anheben und damit auf eine negative Verzinsung dieser Einlagen bis auf Weiteres verzichten. Das kündigt das Institut in einer Pressemitteilung an.
Mit diesem Schritt reagiert die genossenschaftliche Privatkundenbank auf die Verlautbarungen der Europäischen Zentralbank (EZB), die Leitzinsen im Verlauf des Jahres sukzessiv zu erhöhen.
Manfred Stevermann, Vorstandsvorsitzender der Sparda-Bank West: „Wir begrüßen die Absicht der EZB zur Abkehr von der aktuellen Tiefzinspolitik. Mit der Einführung von Verwahrentgelten und Negativzinsen haben wir die Kosten für die Zinsaufwände an Mitglieder und Kunden mit hohen Einlagen weitergegeben. Da diese Weitergabe vorerst nicht mehr nötig sein wird, passen wir das Verwahrentgelt und den Negativzins der Sparda-Bank West an.“
Erst den Beschluss der EZB abwarten
Auch andere Halterner Geldinstitute wollen reagieren, handeln aber etwas zurückhaltender. „Zunächst hat die EZB diesen Schritt nur angekündigt, aber nicht beschlossen“, sagt Marcus W. Leiendecker, Vorstandsprecher der Volksbank Südmünsterland Mitte. „Erst auf ihrer nächsten Sitzung wird sie voraussichtlich diesen Beschluss fassen und dann in der Folgezeit umsetzen. Selbstverständlich werden wir uns dann zusammensetzen und unser weiteres Vorgehen abstimmen.“
Der EZB-Rat hatte Mitte Juni beschlossen, bei seiner nächsten Sitzung am 21. Juli die Leitzinsen im Euroraum um 0,25 Prozentpunkte anzuheben. Im September sei dann „ein größerer Zinsschritt“ möglich.
Die EZB werde ja außerdem ihren Ankauf von Anleihen stoppen, so Marcus W. Leiendecker. „Das hat zwar keine direkten Auswirkungen auf die Zinsentwicklung, aber auf die Finanzmärkte insgesamt. Und das werden wir im Zusammenhang bewerten“, so Leiendecker.
Zurzeit erhebt die Volksbank bei Privatkunden Verwahrentgelte ab einer Einlagensumme von 50.000 Euro, bei Gewerbekunden ab 250.000 Euro. Diese werden jeweils individuell angepasst. Sie liegen in der Spitze bei maximal 0,5 Prozent.
Sparkasse hat Verwahrentgelte an EZB-Zins gekoppelt
Deutsche Bank und Postbank haben angekündigt, möglicherweise im Oktober auf die Erhebung von Verwahrentgelten zu verzichten, wenn die EZB ihre angekündigten Beschlüsse auch umsetzt.
Bei der Stadtsparkasse Haltern muss man aktuell gar nicht reagieren. „Wir haben die Verwahrentgelte an die Zinsentwicklung der EZB gekoppelt“, sagt Vorstandsvorsitzender Helmut Kanter. „Wenn der EZB Negativ-Zins um 0,25 Prozent sinkt, der Zinssatz also angehoben wird, dann geschieht das bei den Verwahrentgelten gleichzeitig auch.“
Zuletzt hat die Stadtsparkasse Verwahrentgelte auf Girokonten ab 30.000 Euro (Einzelperson) oder Sparkonten ab 50.000 Euro erhoben. „Das hat aber nur sehr wenige Kunden betroffen, weil wir für viele Alternativlösungen gefunden hatten“, so Helmut Kanter.
Bis es wieder positive Zinsen fürs Girokonto oder Sparbuch gibt, wartet die Stadtsparkasse aber noch etwas ab. Die Koppelung an den EZB-Zins endet bei 0,0 Prozent. Von positiven Zinsen ist auch bei den anderen Geldinstituten aktuell noch nicht die Rede.