Immer mehr Geld landet auf Halterner Sparkonten - das wird Folgen haben

Die Coronalage hat bei der Volksbank und Sparkasse nicht für eine höhere Kreditnachfrage gesorgt. Im Gegenteil: Sparer legen immer mehr Geld an. Und das wird inzwischen zum Problem.

Ruhr Nachrichten Haltern 18.05.2021

Haltern. Die Spareinlagen steigen, aber die Kreditvergabe hat sich bei der Stadtsparkasse Haltern und der Volksbank Südmünsterland Mitte nach einem Jahr Corona nicht signifikant verändert. Das berichten übereinstimmend Helmut Kanter, der Vorstandsvorsitzende der Halterner Sparkasse, und Volksbank-Vorstand Henning Henke.

„Im Moment wachsen stattdessen die Einlagen unserer Kunden“, sagt Helmut Kanter. Die Urlaube fielen weitgehend aus und Einkaufen sei auch oft nicht möglich, deshalb werde weniger Geld ausgegeben. „Sicher ist die Situation bei Personen, die zum Beispiel von Kurzarbeit betroffen sind, anders. Aber wer weiter normale Einkünfte hat, gibt in der Regel gleichzeitig weniger Geld aus.“ Auch der Anteil der Firmeninsolvenzen oder die gewerbliche Kreditnachfrage habe sich nicht signifikant erhöht.

Kreditnachfrage ist weitgehend unverändert

Bei der Volksbank ist die Situation identisch. „Die Kreditnachfrage ist unverändert hoch, hat sich aber durch das Coronajahr nicht stark verändert“, sagt Henning Henke. „Das ist aber in Deutschland regional unterschiedlich. In Regionen mit anderer Wirtschaftsstruktur gibt es durchaus stärkere Einflüsse.“

Der Immobilienmarkt in Haltern generiere keine umfangreichen Kreditanfragen, stellt Helmut Kanter fest. Die wenigen Neubauten, die zurzeit in der Seestadt entstehen, werden häufig vermietet, weil die Investoren damit höhere Renditen erzielen könnten.

Stattdessen landet immer mehr Geld auf den Einlagenkonten, sowohl bei der Volksbank als auch bei der Stadtsparkasse. Und das stellt inzwischen ein Problem dar. „Wenn wir Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) anlegen, müssen wir dafür Zinsen zahlen, zurzeit 0,5 Prozent“, berichtetet Helmut Kanter.

Verwahrentgelte von den Kunden

 

Das bestätigt auch Henning Henke: „Wenn wir eine Einlage entgegennehmen und zu Null verzinsen, dann müssen wir dafür bei der EZB 0,5 Prozent zahlen. Das wird für uns zu einer Belastung. Bei größeren Beträgen erheben wir dieses Verwahrentgelt dann auch von unseren Anlegern.“ Das seien aber individuelle Vereinbarungen, die nur für hohe Beträge gelten. Ähnlich verfährt die Stadtsparkasse in solchen Fällen.

Helmut Kanter rechnet mittelfristig damit, dass Banken und Sparkassen auch für Einlagen von Privatkunden Negativzinsen erheben werden. Diese Entwicklung sieht Henning Henke aber zunächst nicht. „Man kann nie nie sagen, aber zurzeit sind das noch keine konkreten Vorhaben“, sagt er.