Warum junge Leute eine Ausbildung bei einer Bank anfangen wollen

Olfen, 08.08.2018

Drei junge Frauen und vier junge Männer fangen am 1. September als Volksbank-Auszubildende in fünf Kommunen in der Region an. Warum gerade Bank? Das haben sie uns erzählt.

Was bringt junge Leute dazu, Bankkauffrau oder -mann zu werden? Wie läuft die Ausbildung? Wir haben sieben Azubis und ihre künftigen Chefs getroffen und befragt.

Bei welchen Volksbanken nehmen die jungen Leute ihren Dienst auf?

Bei den Volksbanken Lüdinghausen-Olfen eG, Haltern eG, Ascheberg eG und Senden eG.

Wie läuft die Ausbildung ab?

„Die typische Ausbildung in allen kaufmännischen Berufen dauert drei Jahre“, erklärt Matthias Dieckmann, Leiter des Genossenschaftlichen Berufskollegs (Genokolleg) Münster. Besondere Fähigkeiten oder Abschlüsse (Zum Beispiel Wirtschaftsabitur) können dazu führen, dass die Ausbildung verkürzt wird. Bei den Volksbanken Lüdinghausen-Olfen, Haltern und Senden ist die Ausbildung von vornherein auf zweieinhalb Jahre angelegt. In Ascheberg auf drei Jahre. „Wenn die Leistungen so sind, dass man sieht, dass es auch schneller geht, kann man auch in Ascheberg die Ausbildung nach zweieinhalb Jahren abschließen.“ In der betrieblichen Ausbildung lernen die Auszubildenden alle Abteilungen der Bank kennen. Vom Servicebereich, dem Hauptgeschäft der Auszubildenden am Anfang, über die Vermögensberatung bis zur Innenrevision: Kein Bereich ist ausgeschlossen. „Es ist wichtig, zu wissen, was für Bereiche es gibt“, sagt Marcus W. Leiendecker, Vorstand der Volksbank Lüdinghausen-Olfen. Die Volksbank benötige zwar Mitarbeiter für den Kassenbetrieb, aber auch für den internen Bereich. „Die Arbeiten in der Bank werden immer qualifizierter“, ergänzt Christiane Reher, Vorstand der Volksbank Ascheberg-Herbern. Die jungen Auszubildenden werden Blockunterricht im Genokolleg absolvieren. Das Besondere in diesem Jahr: „Noch bevor die Fusion der Volksbanken Lüdinghausen-Olfen und Haltern Anfang 2019 hoffentlich vollzogen wird, wollen wir in diesem Jahr schon den Ausbildungslehrgang gemeinsam starten“, sagt Marcus W. Leiendecker, Vorstand der Volksbank Lüdinghausen-Olfen.

Haben sich Ausbildungsinhalte verändert?

„Deutlich“, erklärt Christoph Sebbel, Vorstand der Volksbank Haltern. Beispiel: „Wer zahlt heute noch mit Scheck?“, fragt Matthias Dieckmann. Digitale Bezahlungssysteme haben alte Bezahlmethoden nahezu abgelöst. Was auch in die Ausbildungsinhalte einfließe.

In diesem Jahr sind es sieben Auszubildende. Ist das die normale Anzahl?

„Ja“, sagt Volksbank-Vorstand Sebbel. „Wir wollen nicht über unseren Bedarf ausbilden.“ Die Übernahmequote sei sehr hoch, speziell in Haltern in den letzten Jahren bei 100 Prozent. „Gut ausgebildete Mitarbeiter sind ein erheblicher Wettbewerbsfaktor für unsere Banken“, so Christoph Sebbel. „Das wahre Eigenkapital sind gut ausgebildete Mitarbeiter.“

Warum haben die Auszubildenden sich bei der Volksbank beworben?

„Sie deckt meine besten Kompetenzen ab“, sagt Mathis Verwold (19). „Ich war in Mathe immer gut, hatte Spaß daran und das kann ich in der Bank ausleben.“ Johanna Goos (19) sagt: „Verwandte von mir sind auch im Bankgeschäft tätig. Dadurch habe ich mich mehr mit den Aufgaben einer Volksbank beschäftigt. Das hat mein Interesse geweckt.“ Lukas Lange (18) hat 2017 ein Schulpraktikum bei der Volksbank gemacht: „Das hat mir supergut gefallen, das hat mich interessiert, und da habe ich mir gedacht, dass ich das mein Leben lang machen könnte.“ Michael Reimer (18) hat auch ein Praktikum absolviert, bei der Sparkasse: „Ich durfte in viele Bereiche reinschnuppern.“ Yannick Jülich (19) hat ebenfalls über ein Praktikum seine Berufswahl getroffen. „Meine Mathenoten waren nicht so gut. Und ich sitze trotzdem jetzt hier.“ Lea Krechtmann (18) wird Bankkauffrau, „weil ich immer schon etwas mit Menschen machen wollte“. Für Carolin Hügemann (19) war neben dem Interesse an Wirtschaft auch der Faktor Mensch ausschlaggebend: „Ich wohne in Herbern, und wenn ich in die Bank komme, sind alle freundlich, man wird erkannt.“

Was entscheidet, ob ein Bewerber zur Ausbildung genommen wird? Nur die Note?

„Wir nehmen gern Bewerber, die schon ein Praktikum bei uns gemacht haben“, sagt Marcus W. Leiendecker. Noten spielen eine Rolle, aber auch die Optik der Bewerbung an sich und ob sie fehlerfrei ist, sei maßgeblich, erklärt Christoph Sebbel. Und das persönliche Gespräch lasse Schlüsse zu, ob jemand geeignet ist. Auch Hobbys geben im Bewerbungsgespräch Einblicke in die Persönlichkeit der Bewerber.

Kann man lernen, sich zu bewerben?

„Wir bieten allen Schulen in Haltern Bewerbungsseminare in der neunten Klasse an“, führt Christoph Sebbel aus. Dort lernen Jugendliche viel über die Bewerbung an sich und über das Bewerbungsgespräch. Auch in den anderen Orten sei der Kontakt zu den Schulen gut, so Leiendecker. „Neben diesen klassischen Dingen müssen wir aber auch neue Wege gehen.“ So spiele die Online-Job-Plattform Stepstone aktuell eine Rolle.

Gibt es einen richtig guten Tipp für Bewerber?

Sebbel: „Es ist leichter für die Bewerber, wenn sie kommunikationsfähig sind.“ Die Bewerber sollten selbstbewusst auftreten. Motto: „Ich bin gut, nehmen Sie mich, weil ich das und das und das kann.“

Spielt die Persönlichkeitsentwicklung bei denen, die die jungen Leute ausbilden, eine Rolle?

„Wir arbeiten mit Sozialpädagogen zusammen, die neben dem beruflichen Unterricht die Sozial- und Methodenkompetenz schulen“, erklärt Matthias Dieckmann. „Bei der Volksbank Lüdinghausen-Olfen bekommt jeder Auszubildende für die Ausbildungszeit zudem einen erfahrenen Mitarbeiter als Paten an die Seite“, erzählt Marcus W. Leiendecker.

Sie starten in die Karriere als Bankkaufleute: (von unten nach oben) Johanna Goos, Mathis Verwold, Lea Krechtmann, Yannick Jülich, Carolin Hügemann, Michael Reimer und Lukas Lange.

Quelle: Ruhrnachrichten, Arndt Brede vom 08.08.2018