"Baufinanzierung lief wie geschnitten Brot"

Geplante Volksbank-Fusion mit Haltern

Olfen, 30.05.2018

Olfen Die Milliardengrenze erstmals geknackt, den Gewinn erhöht – die Volksbank Lüdinghausen-Olfen steht glänzend da. Und doch plant sie die einen großen Schritt. Volksbank.  

Zum 1. Januar 2019 strebt die Volksbank Lüdinghausen-Olfen die Fusion mit der Volksbank Haltern an. Zum Stand der Gespräche, zu geplanten baulichen Veränderungen und zu Personalfragen nahmen gestern die Vorstände Berthold Stegemann und Marcus W. Leiendecker Stellung. Hier die Fragen und Antworten.

Wie weit sind die Gespräche der beiden Banken?

„Die Zusammenarbeit mit Haltern läuft bereits – auch beim Personal“, sagte gestern Vorstandssprecher Marcus W. Leiendecker. So seien zwei Kollegen der Volksbank Lüdinghausen-Olfen nach Haltern gewechselt, ein Kollege ist den umgekehrten Weg gegangen.

Wo werden die aktuell 99 Mitarbeiter (darunter acht Azubis) der Volksbank Lüdinghausen-Olfen künftig ihren Arbeitsplatz haben?

Nach Auskunft des Vorstands gebe es in dieser Frage noch keine Entscheidungen. Derzeit werde ein Konzept erarbeitet. Ausdrücklich betonte der Vorstand jedoch, dass es „keine fusions- und betriebsbedingte Kündigungen geben wird. Wir brauchen jeden.“ Wichtig ist aus Sicht von Berthold Stegemann „mit der bestehenden Mannschaft weiter zu wachsen.“

Was wird aus den verschiedenen Standorten?

In Haltern ist ein multifunktionaler Neubau geplant, der eventuell auch teilweise vermietet werden kann. Der Vorstand gab gestern eine Garantie für Vinnum und Olfen ab. In Vinnum gibt es einen gemeinsamen Automatenstandort mit der Sparkasse. Gleichzeitig sprach er von einem „großzügigen Bankgebäude“ in Olfen, ohne näher ins Detail zu gehen. Intensive Gedanken machen will sich der Vorstand über das Haus II in Lüdinghausen und den Standort in Seppenrade. Bereits jetzt steht fest, dass die Volksbank im Rosendorf zum April 2019 eine neue Filiale am Einkaufszentrum eröffnet. Die Bauarbeiten sind angelaufen. Was aus dem Standort im Seppenrader Ortskern wird, ist noch nicht entschieden.

Die Hauptstelle der Volksbank in Olfen bleibt auch nach der Fusion erhalten. Noch nicht entschieden, ob der gesamte Raum benötigt wird und wo welcher Mitarbeiter künftig seinen Schreibtisch haben wird. Foto: Thomas Aschwer

Wo war die Volksbank Lüdinghausen-Olfen im vergangenen Jahr besonders erfolgreich?

„Die Baufinanzierung lief wie geschnitten Brot“, sagt Marcus W. Leiendecker. Sie sei wichtiger Träger des Wachstums gewesen. Das Kreditvolumen erhöhte sich auf 521 Millionen Euro – nach 496 in 2016. Ebenfalls gestiegen sind die Kundeneinlagen – und zwar um 44 Millionen auf 529 Millionen Euro.

Angesichts der guten Zahlen stellt sich die Frage, warum die Banken fusionieren?

Im abgelaufenen Geschäftsjahr lag der Betriebsaufwand der Volksbank Haltern bei 7,9 Millionen Euro, der Zinsüberschuss war weiter rückläufig (8,6 Millionen Euro). „Daher ist die angestrebte Fusion mit der Volksbank Lüdinghausen-Olfen nur folgerichtig, um den Betriebsaufwand für beide Geldinstitute durch Zusammenlegung reduzieren zu können“, sagte Bankvorstand Henning Henke auf der Vertreterversammlung der Volksbank Haltern am Montagabend.

Gibt es Aspekte, die gerade für diese Fusion sprechen?

Die beiden Banken würden sich in vielen Bereich ergänzen: Lüdinghausen-Olfen hat einen Kredit- und Haltern einen Einlagenüberhang, so Henke auf der Vertreterversammlung. „In Haltern liegt der Privatkundenanteil bei 59 Prozent, in Lüdinghausen und Olfen bei 41 Prozent. Und in Lüdinghausen und Olfen gibt es mehr Neubaugebiete und gewerbliche Ansiedlungen, was das Kreditgeschäft fördert.“ Daran mangele es in Haltern am See, so Henning Henke.

Wie sehen die nächsten Schritte aus?

In außerordentlichen Vertreterversammlungen am 24. September soll über die Fusion abgestimmt werden. Sollte es auf beiden Seiten ein „Ja“ geben, beginnt das erste Geschäftsjahr der neu entstehenden Volksbank am 1. Januar 2019. Die aus der Fusion hervorgehende Bank wird den Namen „Volksbank Südmünsterland-Mitte“ tragen.

Können die Bankkunden auf steigende Guthaben-Zinsen hoffen?

„Für Privatkunden sind keine Minuszinsen geplant. Das wäre der letzte Schritt“, sagt Marcus W. Leiendecker. Zugleich sagte der Vorstandssprecher, dass die Bank selbst Minuszinsen in einer Höhe von 15.000 Euro gezahlt habe – eine Verdoppelung im Vergleich zu 2016. Deshalb müssten Großkunden für Geldanlagen ebenfalls Negativzinsen bezahlen.

Bei den Landwirten vor Ort hat die Volksbank Lüdinghausen-Olfen nach eigener Aussage einen Marktanteil von 95 Prozent. Wie sind die weiteren Perspektiven?

„Die Luft nach oben ist sehr dünn“, sagt Vorstandssprecher Leiendecker. Er wies darauf hin, dass die Landwirte in der Region kaum noch Genehmigungen für neue Gebäude bekämen. Auch wenn die Volksbank beim Bau der beiden Windräder in Olfen mit im Geschäft ist, sei Windkraft für die Volksbank Lüdinghausen-Olfen nie das große Thema gewesen.

Quelle: Ruhr Nachrichten vom 30.05.2018